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22. September 2021

Baugewerbe und Nachhaltigkeit: Herausforderung und Chance

Baugewerbe und Nachhaltigkeit: Herausforderung und Chance

Angesichts des Klimawandels und der endlichen natürlichen Rohstoffressourcen ist Nachhaltigkeit mehr als ein bloßer Trend: Sie ist eine Notwendigkeit. Dies gilt vor allem für Wirtschaftszweige wie das Baugewerbe, die stark auf Ressourcen angewiesen sind. Was Nachhaltigkeit beim Bau erfordert und welche Chancen sich für Arbeitgeber:innnen der Branche durch nachhaltiges Handeln ergeben, erfahren Sie hier.


Nachhaltigkeit im Bauwesen: Unternehmerische Verantwortung
Auf nationaler und internationaler Ebene ist Nachhaltigkeit der Maßstab, an dem sich unternehmerisches Handeln in Zukunft messen lassen muss. Nachhaltigkeit ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und bedeutet, dass beim Verfolgen von (Unternehmens-)Zielen sowohl ökonomische als auch ökologische und soziale Aspekte gleichberechtigt zu berücksichtigen sind, damit die Generationen, die uns nachfolgen, eine intakte Umwelt und die gleichen Entwicklungschancen vorfinden.

Ein beliebtes Piktogramm für Nachhaltigkeit ist ein Haus oder Tempel, dessen Dach auf den drei Säulen „ökologisch“, „ökonomisch“ und „sozial“ (oder „soziokulturell“) ruht. Dieser rein zufällige Bezug der bildlichen Darstellung zum Baugewerbe darf als Aufforderung an die Branche interpretiert werden. Denn als ressourcen- und energieintensiver Industriezweig muss sich gerade das Bauwesen seiner besonderen Verantwortung stellen.

Nachhaltigkeit am Bau heißt konkret, dass das Erbaute – sei es ein Gebäude oder eineInfrastruktur – wirtschaftlich und gleichzeitig klimagerecht, qualitativ hochwertig und lange nutzbar sein sollte. Das erfordert ein umfassendes Konzept, das den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes berücksichtigt: von der Planung und Erbauung über Nutzung und Modernisierung bis hin zu einem möglichen Rückbau, mit Wiederverwertung der Baustoffe. In einer integralen Planung sind alle entscheidenden Aspekte wie Standortmerkmale, technische Gebäude Spezifika und die Prozessqualität zu den drei Nachhaltigkeitssäulen in Bezug zu setzen.


Konzeptueller Mehraufwand
Das bringt für die Baubranche Zusatzaufgaben mit sich. Die Zertifizierungssysteme der europäischen Bauprodukteverordnung sind zu beachten, Normen sind einzuhalten und zahlreiche Aspekte in Baukonzepte sind zu integrieren: beispielsweise Energieeffizienz- und Lebenszyklusanalysen – sowohl was das Gebäude selbst, als auch die eingesetzten Baustoffe betrifft. Regelmäßige Konsultationen zwischen Bauherren, Nutzern und Planungsteams aus verschiedenen Fachrichtungen sind außerdem notwendig.


Nachhaltigkeit beim Bau: Unternehmerische Chance
Was zunächst als lange Liste von Erschwernissen für Bauvorhaben daherkommt, bringt auch Vorteile mit sich, was im Falle des Nutzens für Natur und Gesellschaft unstrittig sein dürfte. Nachhaltiges Bauen kann sich aber auch ökonomisch auszahlen, wenn effektiv geplant und das eigene nachhaltige Handeln angemessen kommuniziert wird.


Nachhaltigkeit und Baukosten
Ein Vorurteil über Nachhaltigkeit im Allgemeinen und im Besonderen beim Bau ist, dass die Kosten für diese Vorhaben zwingend höher seien. Ein genauerer und auch weiter in die Zukunft reichender Blick mildert dann aber wieder diese Position ab. So sind Baustoffe und Produkte, die nachhaltige Kriterien erfüllen, nicht in jedem Fall teurer als konventionelles Material. Und da nachhaltige Produkte auch dahingehend ausgelegt sind, dass sie langfristig die Betriebskosten niedrig halten, können sich nachhaltige Gebäude auch finanziell auszahlen, wenn deren gesamten Lebenszyklus in die Kalkulation einbezogen wird.


Digitalisierung im Dienst der Nachhaltigkeit
Bei der Umsetzung nachhaltiger Ansprüche im Bau, kann es zu paradox anmutenden Kombinationen kommen, sobald der Rückgriff auf historische Baustoffe wie Holz mit der Digitalisierung von Bauprozessen zusammenfällt. Vor allem in der Digitalisierung, die auf Grund gewachsener Ansprüche an Bauvorhaben immer wichtiger für die Durchführbarkeit von Projekten wird, winken Chancen für die Branche insgesamt auch unabhängig von Nachhaltigkeitsfragen.

Umfassende Digitalisierung ermöglicht Prozesse effizienter zu gestalten und zu optimieren. Damit kommt auch die ökonomische Säule der Nachhaltigkeit zu ihrem Recht. Der digitale Abbau von Ineffizienzen in allen Bereich der Planung und Durchführung von Baumaßnahmen, birgt ein enormes Einsparungspotenzial bei den finanziellen und zeitlichen Ressourcen.


Führerschaft im Wachstumsmarkt
Der Markt für nachhaltiges Bauen ist auch in einer generell stark nachgefragten Branche nach wie vor ein Wachstumsmarkt, in dem Positionen noch zu verteilen sind. Hierbei nicht zu vergessen: Im Bezug auf die Klimabilanz, ist der Gebäudesektor ähnlich wie der Verkehr, nach wie vor ein Sorgenkind. Es gibt also noch viel zu tun, und viele Aufträge sind deutschland- und weltweit zu vergeben. Wer sich rechtzeitig einen guten Ruf im Bereich des nachhaltigen Bauens verschafft und durch konsequent nachhaltiges, unternehmerisches Handeln festigt, wird davon profitieren.


Nachhaltigkeit im Bau als Attraktivitätsfaktor
Mehr Ressourcenschutz und mehr Arbeitssicherheit, also die Verwirklichung ökologisch-sozialer Aspekte der Nachhaltigkeit führen zu mehr Akzeptanz in der Öffentlichkeit – und auch unter potenziellen Arbeitnehmer:innen. Vor dem Hintergrund, dass das Baugewerbe in Deutschland vom Fachkräftemangel stärker betroffen und in seinen Unternehmenszielen gefährdeter ist als andere Branchen, wirkt sich Nachhaltigkeit positiv auf die Personalplanung aus. Sie kann der entscheidende Pluspunkt sein, wenn es darum geht, neue Fachkräfte von einem Unternehmen und einem Projekt zu überzeugen oder die vorhandenne Leistungsträger:innen ans Unternehmen zu binden.


Nachhaltigkeit und Arbeitgebermarke
Im Wettbewerb um qualifiziertes Personal wird eine starke Arbeitgebermarke immer wichtiger. Das ist zwar nicht nur beim Bau so, trifft allerdings auf die Branche in besonderem Maße zu – eben weil sich hier der Fachkräftemangel so stark bemerkbar macht. In einem Markt, der von den Vorstellungen der Kandidat:innen und nicht von den Angeboten der Arbeitgeber:innen bestimmt wird, gilt es als Unternehmen positiv aufzufallen und darüber die eigene Attraktivität für Interessent:innen zu stärken.

Was hat das konkret mit Nachhaltigkeit zu tun? Die Arbeitgebermarke steht und fällt mit der Außenwirkung und er Wahrnehmung durch Dritte. Verfolgt eine Baufirma sichtbar gesellschaftlich-ökologische Ziele, wird das Unternehmensimage positiv verstärkt. Nachhaltiges Wirtschaften im Bauwesen wird von der Öffentlichkeit in aller Regel als gemeinnütziges Engagement bewertet und fließt so direkt in den Employer Brand ein.

Eine nachhaltig definierte Arbeitgebermarke ist für die Personalgewinnung elementar und zukünftig deshalb so wichtig, weil gerade vielen jungen (und auch zahlreichen älteren!) Fachkräften ein verantwortungsbewusster Umgang mit den natürlichen Ressourcen und der Umwelt sehr am Herzen liegt – eine nachhaltige Ausrichtung kann den Ausschlag geben, sich für Ihr Unternehmen zu entscheiden.


Nachhaltigkeit: Wertvoll und vorteilhaft für Bauunternehmen
Aus unternehmerischer Sicht kommt der Nachhaltigkeit also ein multipler Nutzen zu. Aufgrund ihres ökologisch-sozialen Potenzials ist sie ein Wert an sich und gleichzeitig auch mit Vorteilen für Ihr Unternehmen selbst verbunden, sei es durch Effizienzsteigerung oder eine stärkere Attraktivität auf Fachkräfte. Hiervon profitieren alle Branchen, aber besonders das ressourcenabhängige Baugewerbe, das mit den errichteten Gebäuden langzeitige und sichtbare Werte mit hoher Symbolkraft erschafft.