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27. September 2022

Ghosting

Ghosting – Früher war es: mal eben schnell Zigaretten holen gehen und heute: den anderen auf zwei blauen Haken sitzen lassen.

Für diejenigen von Ihnen, die Ghosting noch nicht kennen:
Erstmal, ich gratuliere Ihnen!
Denn hierbei handelt es um den vollständigen Kontakt- und Kommunikationsabbruch ohne jegliche Ankündigung.

Der Begriff wurde ursprünglich im Dating verwendet. Sie können sich wahrscheinlich vorstellen, wie das gemeint ist. Ghosting hat aber auch schon länger in der Arbeitswelt Einzug gefunden.

Das Phänomen als solches ist also nichts Neues. Recruiter/innen und Personaler/innen haben sich über die letzten Jahrzehnte den Ruf erarbeitet, nicht auf Nachrichten oder Bewerbungen zu reagieren.
Bei der Flut an Bewerbungen, mit der sie früher zu kämpfen hatten, bestand wohl einfach nicht die Zeit und Technik dem Papierwust Herr zu werden und dann jedem einzeln abzusagen.

Was soll’s, keine Antwort ist ja bekanntlich auch eine Antwort.

Der Spieß hat sich nun jedoch umgedreht.
Es sind die Bewerber/innen, die abtauchen und nicht mehr auf Nachrichten antworten.
Das Ergebnis der Befragung einer Jobbörse ergab, dass 90 % der befragten Recruiting-Verantwortlichen schonmal von Bewerber/innen geghostet wurden.
18 % sogar, nachdem sie bereits eine Zusage erhalten hatten!

Tja, das Machtverhältnis hat sich komplett gedreht.

Aber warum? Warum werden Joboptionen nicht verbindlich und ernsthaft verfolgt? Worin besteht die Motivation, einen Bewerbungsprozess oder Dialog anzufangen und ihn nicht fortzuführen?

Zwei Möglichkeiten sind:

✖️Es geht einzig und allein darum, den Marktwert da draußen abzuchecken
✖️Genügend Verhandlungsmaße für ein Counter Offer generieren.

ODER ABER

Der Bewerbungsprozess ist zu schlecht!

❌️Kommunikation
❌️Verbindlichkeit
❌️Feedback
❌️Reaktionszeit

Die Menschen haben einfach keinen Bock mehr, weiterzumachen.

Die digitale Kommunikation macht´s möglich und die Anonymität des Internets sorgt dafür, dass erstmal keine engen Bande entstehen.

Das Ganze ist ein Dilemma, das wir leider nicht in den Griff kriegen.

Aber warum nicht?
Wer trägt hier die Schuld?
Die treulosen Bewerber/innen oder die unfähigen Arbeitgeber, die einfach nicht in der Lage sind, Menschen an sich zu binden?